Margit Ruile - deleted_Traue niemandem

Autor/in: Margit Ruile
Verlag: bloomoon
Seitenanzahl:
256
ISBN:
978-3-8458-0639-6
Ebook-ISBN (epub): 978-3-8458-0767-6
Internetseite des Verlags:
http://www.bloomoon-verlag.de/

Aufmachung des Buches
Der Titel erinnert mit dem Unterstrich an eine Art Dateiname „deleted_TRAUE NIEMANDEM“. Das Cover zeigt ein verpixeltes männliches Gesicht und somit bekommt man schon vor dem Aufschlagen des Jugendromans einen Hinweis, dass die Geschichte etwas mit Technik zu tun haben könnte. Die Gestaltung passt auf jeden Fall zum Inhalt.

Inhalt
„deleted_TRAUE NIEMANDEM“ von der Autorin Margit Ruile erzählt aus der Sicht von dem Teenager Ben. Im Jahr 2035 schreibt dieser seine erschreckende Geschichte in einem Art Tagebuch nieder damit die Nachwelt diese vielleicht irgendwann lesen kann. In Bens Zeit besitzt fast jeder Mensch einen e-Brace des dominierenden Unternehmen Logos. Dies ist ein technisches Armband mit einem Slave (=Computer-Avatar), der seinem Besitzer das Leben vereinfachen soll. Es speichert alles ab, organisiert das Leben des Menschen, sodass dieser sich um fast nichts mehr kümmern muss. Auch Ben trägt einen e-Brace mit dem Slave namens Sakar. Eines Tages ändert sich Bens Einstellung zu der technisierten Welt allerdings. Er trifft auf Jan, der angeblich einer Organisation namens „Falsche Freunde“ angehört, die begründete Gegner der Firma Logos, der e-Brace und alles was noch dazu gehört, seien. Damit Ben sich dieser Organisation anschließen kann, soll er Sakar löschen. Ben beginnt an den e-Braces zu zweifeln, denn anscheinend werden alle Tätigkeiten des e-Brace abgespeichert und die Daten weitergeleitet. Als er auf der Akademie aufgenommen wird, trifft er auf weitere Leute, die in Kontakt mit den Falschen Freunden gekommen sind. Plötzlich findet sich Ben in einem Gespinst von Lügen und weiß nicht mehr, wem man noch trauen kann…

Meine Meinung
Margit Ruile erzählt von einer Welt, wie sie vielleicht ähnlich in einigen Jahren aussehen könnte. Schon heute erkennt man, wie schnell sich die Technik ändert und wie abhängig die Menschheit davon geworden ist. Viele Leute können sich sicherlich ein Leben heute ohne Handy/Smartphone kaum mehr ausmalen. In Bens Gesellschaft ist dies ähnlich. 2035 dominiert in Ruiles fiktiver Welt nicht mehr das Handy sondern es ist schon ein Schritt weiter. Die Menschen besitzen ein e-Brace. Dieses Armband kann weit mehr als unser heutiges Smartphone. Es ist eine Art „Freund“ für den Besitzer, denn ein Avatar, genannt Slave, erscheint aus diesem e-Brace, der sich mit seinem Träger unterhalten kann und ihm das Leben einfacher macht. Er kann Kontakt mit anderen e-Brace aufnehmen oder Dinge organisieren, um die sich der Mensch dann kein Kopfzerbrechen mehr machen muss. Hört sich vielleicht alles ganz toll an, aber Ben nagen Zweifel als er auf ein Mitglied der „Falschen Freunde“ trifft.

Ein Thema in diesem Buch ist Datenspeicherung und dessen Verwendung. Hierzu erkennt man auch heutzutage schon Parallelen, allein durch die Nutzung des Internets. Auch in unserer Zeit ist das eine „negative“ Begleiterscheinung und in Bens Zukunft ist diese noch drastischer dargestellt. Das Internet wurde 2035 auch ersetzt und der Nachfolger ist viel besser und schneller. Ben bezeichnet das alte Internet als lahm.

Margit Ruile bringt somit Themen in diesem Buch auf, die sehr aktuell sind und ich kann mir gut vorstellen, dass wir in 20 Jahren noch einmal eine große technische Änderung auf der Erde haben könnten.

Ein weiterer Inhalt sind Überwachungskameras, die selbst in der Wohnung installiert sind. Etwas, was ich ganz grausam finde. Wo bleibt da die Privatsphäre?

Toll, finde ich, dass die Geschichte in Berlin spielt. Normalerweise kennt man solche Handlungen ja eher mit anderen Spielorten. So kommt einem die Erzählung noch näher vor.

Der Erzählstil, den die Autorin anwendet, ist auch interessant. Ben schreibt in eine Tagebuchform an die Menschen in der Zukunft und spricht den Leser somit auch direkt an. So versucht er zu erklären, welche Technik in seiner Zeit herrscht, die vielleicht die zukünftige Menschheit auch nicht mehr kennt. Eine gute Idee die Geschichte auf diese Weise zu erzählen, finde ich. Was dabei noch erwähnenswert ist, kaum mehr jemand schreibt per Hand Dinge auf. Für Ben ist es eine neue Art dieses Tagebuch zu schreiben. Auch heute sind handschriftliche Briefe etc. schon seltener geworden. Vieles passiert nur noch per Mailkontakt oder wird per Computer geschrieben. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das eigentlich traurig.

Dadurch, dass Ben seine Geschichte nur in ein Büchlein schreibt, wird es auch ein offenes Ende geben. Irgendwann ist das Buch voll und man erfährt nicht, wie es weitergeht. Dies finde ich zwar schade, macht aber durchaus Sinn, denn schließlich handelt es sich um einen Tagebucheintrag.

Mir gefällt das fiktive 2035 überhaupt nicht. Man hat keine Privatsphäre mehr und eine eigene Meinung zu haben, scheint nicht erwünscht zu sein. Wer Gegner der technisierten Welt ist, hat ein Problem und wird eventuell auf irgendeine Weise ausgeschaltet.

In diesem Buch weiß man irgendwann nicht mehr, wem man trauen kann und wer ein falsches Spiel spielt. Eine spannende Geschichte, die mich auf jedem Fall zum Nachdenken angeregt hat.

Mein Fazit
Das Buch spielt zwar in der Zukunft, spricht aber Probleme an, die wir auch heute schon, vielleicht in abgeschwächter Form, kennen. Ich gebe diesem Buch 4 Sterne. Das einzige, was ich kritisiere, aber auch nachvollziehen kann, ist das offene Ende.

Vielen Dank, dass ich an der Leserunde zu „Deleted“ teilnehmen durfte.

Somit gibt es 4 von 5 Sternen von mir.

Rezension von: KR