Jana Crämer - Das Mädchen aus der 1. Reihe

 

Autor/in: Jana Crämer
Verlag: juneberry Schardt Verlag
Seitenanzahl:
319
ISBN:
978-3-89841-764-8

Internetseite des Verlags:
http://juneberry.de/programm/jana-craemer/

 


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ von Jana Crämer besteht aus einem blau-türkisen Hintergrund. Im unteren Teil des Buchdeckels sieht man den Schatten einer Menschenmenge, die wild feiert (wohl sicherlich bei einem Konzert) und die Arme in die Luft heben. Die Buchgestaltung passt zum Inhalt der Geschichte.

 

Inhalt
Lea steht kurz vor ihrem Abitur als sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jule zu einem Konzert der Coverband Joyning geht. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich für die beiden einiges und sie stehen nun häufig in der ersten Reihe von den Konzerten von Joyning. Sie freunden sich mit den Jungs der Band an. Lea verbindet fortan eine besondere Beziehung zum Frontsänger Ben. Mit ihren Gefühlen zu Ben ist sie sich allerdings nicht sicher, mal besteht eine Anziehungskraft und mal ist da einfach überhaupt kein Gefühl. Was stimmt nur nicht mit ihr? Auch scheint Ben ein Geheimnis zu haben, denn Lea wird ausdrücklich davor gewarnt sich in Ben zu verlieben.
Lea hat aber auch noch ganz andere Probleme die sie beschäftigen. Sie leidet an ihrem Übergewicht, aber trotz Vorsätze abzunehmen, fällt sie immer wieder in ihre „Esssucht“ zurück. Außerdem hat sie einen alkoholkranken Vater, der ihr auch Gedanken bereitet. Durch Ben kann Lea aber immer mal wieder stundenweise ihre Probleme abschalten und sich voll und ganz auf die Band und die Musik konzentrieren. Aber vor unangenehmen Situationen lässt sich nicht ewig wegrennen…

„Ein Roman übers Aufbrechen, über Konzerte, Freundschaft und Musik, Träume und Sehnsüchte und übers Ankommen – übers Ankommen bei sich selbst.“ (Auszug aus dem Klappentext)

 

Meine Meinung
Als „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ lernt Lea gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jule die Coverband Joyning kennen. Vorher haben die beiden Freundinnen ihre Abende gemeinsam gemütlich daheim verbracht, doch durch Joyning werden die beiden zu Fans dieser Band und es gibt kaum Konzerte, wo sie nicht dabei sind. Lea lernt in dem Sänger Ben einen Art Seelenverwandten kennen, denn wie sie, hat Ben irgendwie seinen richtigen Platz im Leben noch nicht ganz gefunden. Als Leserin dachte ich ständig, wie schön die beiden zusammen passen würden, doch es steht vieles zwischen ihnen. Lea hat ihre Probleme und Ben scheinbar auch.

 

Ein großes, bewegendes Thema in diesem Buch ist zum Beispiel Leas Übergewicht. Einerseits leidet sie darunter, andererseits neigt sie zu Essorgien. Sie nimmt sich immer wieder vor Abzunehmen, zieht es kurze Zeit durch, wird dann aber wieder rückfällig. Es ist wie eine Sucht für sie. Ich finde es nachvollziehbar, dass es schwer für sie ist, ihren inneren Schweinehund zu besiegen. Jeder hat ja mal Gelüste und es ist nicht leicht sich diesem entgegenzustellen. Ich habe zwar, bevor ich das Buch begonnen habe zu lesen, nicht mit solch einem ernsten Thema gerechnet, aber ich finde es wirklich gut, dass es zur Sprache kommt. Außerdem mag ich an diesem Roman, dass die Hauptperson Lea nicht dem „Ideal“ entspricht sondern ganz im Gegenteil ihre Problemzonen hat. Zu oft liest man doch Romane, in denen die weiblichen Hauptcharaktere als attraktiv, gutaussehend und erfolgreich beschrieben werden. Deshalb gefällt mir „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ so gut, weil dies mal nicht der Fall ist. Außerdem zeigt sich in diesem Buch auch, dass es trotz des Übergewichts Leute gibt, die Gefallen an Lea finden.
Natürlich gibt es auch Leute in Leas Umfeld, die fiese Bemerkungen über ihr Äußeres machen. Das fand ich richtig widerwärtig. Leider ist das aber auch im realen Leben häufig der Fall, worüber man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Ich finde das Schönheitsideal unserer Gesellschaft sehr übertrieben. Jemand kann etwas unschön finden, was andere als sehr schön ansehen. Man sieht, diese Geschichte regt zum Nachdenken an.

 

Ein weiteres Problem hat Lea mit ihrem Vater. Er ist Alkoholiker und kommt von dieser Sucht nicht ab. Dies ist auch eine schwere Thematik. Wie soll Lea mit ihrem Vater umgehen? Wenn die beiden sich ab und zu treffen (ihre Eltern sind getrennt), scheint ihre Vater-Tochter-Beziehung fast normal, doch Lea riecht oft die Minzbonbons, die ihr Vater lutscht um die Alkoholfahne zu übertünchen. Auch hier erkennt man, dass Lea es nicht so leicht hat.

 

Leas Charakter hat mir trotz ihrer Fehler sehr gut gefallen. Aber jeder Mensch hat ja Makel ;-).
Die tolle Freundschaft zwischen Jule und Lea ging mir ans Herz. So eine wahre Freundschaft findet man nicht immer. Die beiden halten zusammen wie Pech und Schwefel. Auch als Jule ihre erste Liebe erlebt, ist sie immer noch für Lea da. Es scheint die beiden nichts trennen zu können. Mir haben die beiden zusammen einfach gut gefallen.

 

Ben scheint ein Geheimnis zu haben. Äußerungen seiner Bandkollegen lassen Lea grübeln, was dahinter steckt. Als Leserin hatte ich auch meine Vermutungen und diese gingen sogar leicht in die richtige Richtung. Aber hinter Bens Geheimnis muss wohl noch etwas mehr stecken.
Ben und Lea haben mir zusammen auch sehr gut gefallen. Wenn Ben auf der Bühne steht und Lea im Publikum sucht, ging mir das Herz auf. Er scheint in dem Moment nur für sie zu singen. Oder ist das alles nur Show?

 

Der Sprachstil ist flüssig, aber auch hin und wieder derb. Man muss sich als Leser an manche Wortwahl gewöhnen, aber die Charaktere bringen es einfach ehrlich auf den Punkt.

 

Das Buch endet mit den Worten „Ende Teil 1“. Es muss also eine Fortsetzung in Planung sein. Mir war bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass der Roman noch keinen Abschluss haben wird. Und so bleibt die Geschichte etwas offen. Man erfährt noch nicht alles, was ich zum Beispiel als Leserin gerne beantwortet gehabt hätte. Von daher muss die Geschichte einfach noch weitergehen.

 

Zu dem Buch gibt es auch ein Videoclip mit dem Song „Unvergleichlich“ der Band Batomae. Hier mal ein Youtube-Link dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=kQVGUcQUagU

 

Mein Fazit
Ein Buch, das zum Nachdenken anregen kann und trotzdem sehr gut unterhält. Ich gebe dem Roman vier Sterne und hoffe bald mehr über Lea, Ben und die anderen zu lesen.

 

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und die Signierung von Jana Crämer in dem Buch. Ich habe mich sehr gefreut.

 

Somit gibt es 4 von 5 Sternen von mir.

 

Rezension von: KR