Liebe Blogleser,
wir haben es schon in unserem Beitrag zur Frankfurter Buchmesse erwähnt,
dass wir auf der Buchmesse die österreichische Autorin Sandra Weihs interviewt haben. Ihr Buch "Das Grenzenlose Und" ist dieses Jahr bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen. Dazu gibt es auch schon eine Rezension auf
unserem Blog.
Wir bedanken uns bei Sandra Weihs, dass sie sich für uns Zeit genommen hat und auch im Nachfeld uns noch einmal bei ein paar Antworten zu den Fragen auf die Sprünge geholfen hat
;).
Aber jetzt dürft ihr die Autorin näher kennenlernen.
Viel Spaß :)!
1) Sie haben Sozialarbeit studiert und arbeiten mit sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien. Sicherlich hat Sie Ihre Arbeit für Ihr Roman „Das grenzenlose Und“ inspiriert? Wie kam es zu der Idee eine Geschichte über die selbstmordgefährdete Marie zu schreiben? Erzählen Sie uns doch mehr über die Entstehung ihres Debutromans.
Die Geschichte war schon immer da. Die wollte ich schon immer mal schreiben. Es ist richtig, dass ich von der Arbeit inspiriert wurde, da ich viel mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeite.
Die Protagonisten zur Geschichte sind spät erst entstanden. Da Selbstmord bei Jugendlichen, und dazu müssen sie nicht krank sein, häufig ein Thema ist, aufgrund einer generellen Verweigerungshaltung gegenüber den gesellschaftlichen Strukturen, wollte ich mich damit in dem Roman beschäftigen.
2) Sie erwähnen in Ihrem Buch einen Autor namens Cioran. Die Protagonistin Marie liest ein
Buch von ihm. Haben Sie auch schon das erwähnte Buch gelesen? Können Sie mehr über diesen Cioran berichten und warum sie ihn für Ihr Buch gewählt haben?
Ja, ich habe es gelesen. Emil M. Cioran war ein rumänischer Philosoph und Dichter. Das Buch
„Vom Nachteil, geboren zu sein“ enthält Gedankenauszüge des Autors, Aphorismen, die sehr negativ wirken, Kritik an den Menschen, ihrem Verhalten und ihrer Falschheit üben, aber eigentlich
Hoffnung transportieren, durch das, dass sie einfach ausgesprochen werden.
3) „Das grenzenlose Und“ erzählt ja über Marie und Emanuel, die aus unterschiedlichen Gründen ihrem Leben ein Ende setzen möchten. Wie fühlten Sie sich beim Schreiben dieses ernsten Themas? Als Leser selbst bekommt man ja schon teilweise ein mulmiges Gefühl darüber nachzudenken...
Ich musste aufpassen, dass mich das Thema nicht zu sehr runterzieht, nicht zulange an einem
Stück an dem Buch schreiben, damit man nicht selbst zu den Charakteren aus dem Buch wird und Abstand gewinnen kann. Wenn ich vormittags geschrieben habe und dann später in die Arbeit musste, habe
ich mich dazwischen geduscht, um die Geschichte und die Stimmung aus mir herauszuwaschen.
4) Es geht in Ihrem Buch auch über den Sinn des Lebens und Marie fragt auch frech in die
Runde, was dieser ist. Welchen Sinn sehen Sie im Leben? Und glauben Sie an etwas nach dem Tod?
Ja, ich glaube, dass das Leben einen Sinn hat. Ich halte es da aber wie Emanuel, der sagt, diesen muss jeder selbst für sich finden. Ich möchte nicht an ein Leben nach dem Tod denken. Schöner ist es, Hier und Jetzt zu leben. Dann kann man die Augenblicke des Lebens doch viel besser genießen und muss nicht jeden Erlösungsgedanken ins Jenseits projizieren.
5) Emanuels Grund seinem Leben ein Ende zu setzen kann man wohl besser nachvollziehen als
Maries. Wie stehen Sie zu Emanuels Entscheidung? Wenn man weiß, dass man sowieso nicht mehr lange leben wird…
Jeder Mensch sollte selbst über sein Leben entscheiden können. Auch über den Tod. Sterbehilfe
wird in vielen Ländern passiv, aber in manchen auch aktiv erlaubt. In Deutschland und Österreich wird dieses Thema immer wieder diskutiert. Ich denke es wäre gut, wenn Menschen selbst wählen
dürfen. Das ist eine Frage der Würde und des Respekts.
6) Schreiben Sie schon an einem nächsten Werk? Und wenn ja, wird dieser wieder ein ernstes Thema behandeln?
Es wird wahrscheinlich von zwei Frauen handeln, die nicht zufrieden sein können mit ihrem Leben und sich sehnen nach dem Leben der jeweiligen anderen Frau. Mit ihrem eigenen Leben sind sie unzufrieden. Wie sich ihre Geschichte entwickeln wird, kann ich noch nicht sagen.
7) Wie kamen Sie an den Frankfurter Verlagsanstalt? Haben Sie Ihr Buch vorher geschrieben und
dort eingereicht oder wie muss man sich das vorstellen?
Ich habe mich bei einer Schreibwerkstatt beworben und war überrascht, genommen zu werden. Der
Leiter fand meine Art zu erzählen sehr gut und hat sie einem Freund vorgelegt, das war der Verleger der Frankfurter Verlagsanstalt. Meine Geschichte war noch nicht fertig und ich musste sie
schnell fertigschreiben. Und dann erschien das Buch im Herbst diesen Jahres.
8) Beschreiben Sie doch bitte mal eines ihrer liebsten
Freizeitbeschäftigungen.
Schreiben ;). Wenn ich mal Zeit habe lese ich auch gerne, aber Schreiben und Lesen gleichzeitig ist schlecht. Wenn ich unterwegs bin, beispielsweise mit dem Zug, lese ich meistens. Wie jetzt auf der Fahrt zur Frankfurter Buchmesse.
9) Lesen Sie auch selbst gerne und welche Art von Bücher bevorzugen Sie
hierbei?
Ich lese sehr viel, das können die unterschiedlichsten Romane sein. Mir gefallen die am meisten, die mich berühren und mich bewegen. Wenn ich danach anders denke als zuvor, hat das Buch mich verändert, und das gefällt mir.
Buch von Sandra Weihs
"Das Grenzenlose Und" von Sandra Weihs
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
Seitenanzahl: 188
ISBN: 978-3-627-00220-6
Internetseite des Verlags: http://frankfurter-verlagsanstalt.de/frames/fva_b_frs_buecher.html
Klappentext:
Marie ist achtzehn, Borderline-gestört und fest entschlossen, ihrem Leben ein Ende
zu setzen. Auch Emanuel glaubt nicht an die Zukunft, wenngleich aus anderen Gründen. Als sie sich begegnen, wird ihnen klar - sie müssen es nicht allein tun. Und sie treffen eine Verabredung, die
für beide anders ausgeht als erwartet.
Hier geht es zur Rezension: klick mich