Autor/in: Charles Dickens
Verlag: nikol Verlag
Seitenanzahl: 608
ISBN: 978-3-86820-277-9
Internetseite des Verlags: http://nikol-verlag.de/index.php?page=product&info=673
Aufmachung des Buches
Ich besitze die Ausgabe aus dem nikol Verlag. Dabei handelt es
sich um ein gebundenes Buch. In einem roten Kreis steht in weißer Schrift der Titel „Große Erwartungen“. Schwarze Vogelkäfige zieren einen hellblauen Hintergrund und ein paar
Vögel fliegen herum. Mir gefällt das altertümlich wirkende Cover.
Inhalt
Der junge Pip wächst bei seiner Schwester und deren Mann Joe auf, weil die Eltern bereits verstorben sind. Seine Schwester ist leider keine liebevolle Persönlichkeit. Allein der Schmied Joe
kümmert sich reizend um Pip. Eines Tages ändert sich Pips Leben schlagartig. Alles beginnt damit, dass er einem entflohenen Häftling gezwungenermaßen hilft. Dann wird er noch bei einer Dame, Miss
Havisham, geladen um sie zu bespaßen. Miss Havisham, die seit Jahren ein Brautkleid trägt und sich immer in ihrem abgedunkelten Zimmer aufhält, lebt zusammen mit ihrer Ziehtochter Estella auf
einem großen Grundstück. Pip verliebt sich in die Schönheit Estella, die allerdings eine kühle Persönlichkeit ist. Pip strebt eine gute Allgemeinbildung an und wendet sich zusehends von Joe ab,
der Pip eigentlich zu einem Schmied ausbilden sollte. Doch seitdem Pip Miss Havisham besucht, ändert sich sein Wesen und Charakter erheblich. Schließlich erhält er die Nachricht von „Großen
Erwartungen“, die ihn nach London führen. Wer ihm zu großen Ansehen verhelfen will, bleibt lange Zeit geheim. Pip hat seine Vermutung, aber ob sich diese bewahrheitet, steht lange in den
Sternen…
Meine Meinung
In Rahmen einer Klassiker-Gruppe bei lovelybooks habe ich mich entschlossen „Große Erwartungen“ von Charles Dickens zu lesen. Dass ich fast zwei Monate für dieses Buch benötigen werde, war mir am
Anfang noch nicht bewusst. Zwar ist der Roman nicht gerade dünn, aber trotzdem hatte ich diese Lesezeit nicht erwartet. Ich bin leider nur langsam in der Geschichte rund um Pip und seine Großen
Erwartungen vorangekommen. Der Erzählstil hat mich nicht dazu angereizt das Buch längere Zeit an einem Stück weiter zu lesen. Möglichweise liegt es aber auch an der Übersetzung. Unterschiedliche
Übersetzer haben „Große Erwartungen“ ins Deutsche übertragen. Deshalb kann es gut aus sein, dass mich deshalb die Erzählung nicht so richtig mitgerissen hat. Mir waren die Sätze zu verwinkelt und
teilweise zu lang. Merkwürdigerweise gibt es aber immer wieder mal Stellen, die sich wiederrum flüssig lesen lassen…
Ich habe bereits „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens gelesen. Ich mag
dieses Buch und deshalb war ich bereit auch ein weiteres Werk von ihm zu lesen. Nur leider fiel es mir bei „Große Erwartungen“ schwer in die Handlung hineinzufinden. Die Geschichte plätschert
lange so dahin. Ich fragte mich oft, wozu erzählt Pip manche Dinge so ausführlich. Mir wurde es des Öfteren ziemlich langatmig. Erst spät erfährt man
warum gewisse Personen wichtig für die Geschichte sind. Beispielsweise war mir sehr lange die Bedeutung des Häftlings nicht klar, dem Pip geholfen hat. Im Nachhinein beweist sich, dass es sehr
wichtig ist, von diesem Häftling zu erfahren.
Andere erzählte Situationen sind für mich aber auch teilweise überflüssig bzw. haben sich für mich zu oft wiederholt.
Die Besuche bei Miss Havisham sind sehr merkwürdig. Die Frau trägt seit Jahren ein
Brautkleid und scheint eine Abneigung gegen die Männerwelt zu haben. Ihre Ziehtochter Estella scheint sie für einen Rachezug gegen fast alle Herren der Welt erzogen zu haben.
Pip schwärmt für Estella, die sich ihm sehr abweisend gegenüber verhält. Doch Pips Liebe wächst stetig.
Pips Wesensänderung hat mir überhaupt nicht gefallen. Er lässt Joe fallen und schämt sich für ihn, weil dieser keine richtige Bildung genossen hat. Pip wendet sich immer mehr von ihm ab. Seine Bekannte Biddy, die eine wunderbare Freundin für Pip sein könnte, behandelt er auch nicht viel besser. Lieber „läuft“ er Estella hinterher, die ihn eher demütigt als gut behandelt.
Pip erhält die Nachricht von Großen Erwartungen eines geheimen Gönners und zieht schließlich nach London. Dort lernt er neue Leute kennen, auch Freunde fürs Leben. Es dauert sehr lange bis Pip schließlich erfährt, wer für seine Großen Erwartungen verantwortlich ist. Pip wird sehr überrascht sein. Doch mit Offenbarung des Geheimnisses werden seine Augen allmählich geöffnet und Reue gegenüber verschieden Personen keimen in ihm auf.
Richtig warm wurde ich leider mit keinem Charakter. Trotzdem finde ich einige
Protagonisten liebenswert. Am besten gefallen haben mir Joe und Biddy. Sie sind gutmütige Personen, die Pip sehr mögen. Doch leider wendet sich dieser zunehmend von ihnen ab.
Interessant finde ich auch Wemmick. Er wechselt sein Wesen je nachdem ob er für den Anwalt Mr. Jaggers arbeitet oder privat unterwegs ist. Privat ist er ein guter Freund für Pip. Wenn er aber
arbeitet, ist er sehr distanziert.
Auch Herbert ist ein gutmütiger Mensch und guter Freund für Pip. Beide wohnen eine Zeitlang gemeinsam in einer Wohnung in London. Pip erweist sich später auch als ein großzügiger Mensch gegenüber
Herbert. Hier erkennt man auch gute Züge von Pip.
Das sind aber auch schon fast alle Menschen in Pips Umfeld, die irgendwie liebenswert sind. Viele Personen haben mir überhaupt nicht gefallen, wie beispielsweise Pips aggressive Schwester oder Mr. Pumpblechook. Aber das ist wohl auch Sinn und Zweck der Geschichte, dass die Leser diesen Persönlichkeiten gegenüber abgeneigt sind.
Es gibt viele Situationen im Buch, die erwähnt und später wieder aufgegriffen werden. So fügen sich gewisse Dinge zu einem Ganzen und der Zusammenhang wird schließlich verständlich. Für diese Verknüpfungen in der Handlung muss man vor Dickens auch den Hut ziehen. Er versteht es unwichtig erscheinende Erwähnungen später in der Geschichte wieder aufzugreifen, sodass dann der Sinn zu verstehen ist.
Erst spät hat mir manches im Buch besser gefallen. Doch leider hat mich auch dann
der Roman nicht umgehauen.
Das Ende gefällt mir ganz gut. Es wendet sich einiges wieder zum Besseren in Pips Leben, er versöhnt sich mit ihm wichtigen Leuten und entwickelt sich zu einer weitaus sympathischeren Person als
im Hauptteil des Werkes.
Mein Fazit
Ich habe lange für dieses Buch gebraucht und trotzdem bis zum Schluss durchgehalten, denn ich breche ungern Bücher ab. Schließlich bin ich dann doch neugierig auf was die Erzählung hinausführt.
Ich wurde zwar nicht so richtig bei der Geschichte mitgerissen, bewundere aber Dickens Idee. Von daher gebe ich „Große Erwartungen“ drei Sterne. „Eine Weihnachtsgeschichte“ (auch eine deutlich
kürzere Lektüre) hat mir doch besser gefallen.
Somit gibt es 3 von 5 Sternen von mir.
Rezension von: KR